Gülledüngung – Nitratbelastung, Stickstoff und Keime

Vor Kurzem gab es eine Anfrage an alle Fraktionen bezüglich der Geruchsbelästigung und der Gefahren für Mensch und Umwelt durch die Düngung mit Gülle und es wurde gefragt, ob kommunalpolitisch etwas unternommen wird.

Umweltschutz betrifft uns alle. Daher haben wir uns entschieden unsere Antwort mit unseren Positionen zu diesem Thema in leicht geändeter Fassung öffentlich zu machen.

Die Anwendung von Düngemitteln wird durch das Düngegesetz geregelt. Dies ist ein Bundesgesetz. Die Ausbringung von Gülle lässt sich daher nicht auf kommunaler Ebene verbieten, sofern der entsprechende Bauer im Rahmen dieses Gesetzes handelt. So ist er beispielsweise bei der Ausbringung von Gülle zur Einarbeitung innerhalb von 4 Stunden ab der Ausbringung verpflichtet. Dies vermindert die Ausgasung klimaschädlichen Stickstoffs und mindert auch den Gestank. Die Ausbringung von Gülle ist stark von der Witterung abhängig. So müssen Bauern im Frühjahr oft nachts Gülle ausbringen, da der Boden dann noch gefroren ist und die schweren Maschinen besser trägt. Daher sind sie bei der Ausbringung auch an keine Uhrzeit gebunden.

In Rheinhessen ist unser Grundwasser durch die Gülledüngung besonders stark verseucht und das obwohl wir in Rheinhessen vergleichsweise wenig Massentierhaltung haben. Dies hat verschiedene Gründe.
Gülle ist der wichtigste Faktor für die Nitratbelastung unseres Grundwassers. Gülle wird nicht an ihrem Entstehungsort ausgetragen. Dies ist auch längst nicht mehr möglich, da Deutschland zunehmend auf Massentierhaltung und den Export von Billigfleisch setzt. Dadurch entsteht in einzelnen Regionen ein solcher Überschuss an Gülle, dass eine Verteilung auf andere Regionen notwendig ist. Die Menge an ausgetragener Gülle ist daher nicht davon abhängig wieviel Tierhaltung es vor Ort gibt, sondern wie viel Gülle auf dem Markt ist und wieviel Ackerfläche es vor Ort gibt. Rheinhessen ist eine ländliche Region mit vielen Ackerflächen. Diese haben laut dem Grundwasser-Immissions-Kataster zudem eine ungünstige Schutzwirkung.

Den Zustand unseres Grundwassers und alle Infos dazu finden sie beim Grundwasser-Immissions-Kataster Rheinland-Pfalz.

Doch was lässt sich dagegen tun oder was wird getan?

In der Petition der Wasserwirtschaft, welche am 27. Februar 2018 an Barbara Hendricks, damalige Bundesministerin für Umwelt und Naturschutz, übergeben wurde, fordern 12 Millionen Menschen, Umweltorganisationen und Gewerkschaften mehr Wasserschutz und eine bundesweite Transportdatenbank für Gülle in Deutschland. Dennoch gibt es nach unserem Wissensstand kein Register in dem der Transport der Gülle für die Öffentlichkeit einsehbar wäre. Die Betriebe unterliegen zur Zeit einzig zufälligen Kontrollen verschiedener Art, sowie anlassbezogenen Sachverhaltsfeststellungen.

Um den Strafen der EU für die Überschreitung der Nitratrichtwerte zu entgehen erließ die Bundesregierung am 31. März nach 5 Jahren Verhandlungen eine Reform der Düngeverordnung. Dass diese jedoch viel an der Nitratbelastung unseres Grundwassers ändert, ist eher unwahrscheinlich, da sie keine Lösung anbietet was mit dem Zuviel an Gülle geschehen soll. So berechnete Greenpeace, dass es allein in Niedersachsen 7 Landkreise gibt, welche mindestens weitere 114.000 Hektar Ackerfläche bräuchten um ihre Menge an Gülle nach den neuen Richtwerten auszutragen.

Zwar begrüßen wir die neuen Richtwerte, doch sind sie nicht genug. Es braucht strengere Vorgaben bei der Austragung der Gülle wie beispielsweise eine schnellere Einarbeitung, aber auch für die Massentierhaltung braucht es strengere Vorgaben um die Menge an entstehender Gülle zu reduzieren. Die Gewinninteressen an Massentierhaltung und billigen Fleischexporten dürfen nicht über dem Schutz unserer Natur stehen. Durch Massentierhaltung und die damit einhergehende prophylaktische Behandlung der Tiere mit Antibiotika werden multiresistente Keime gezüchtet, welche sich gemeinsam mit den Medikamenten durch Fleisch und Gülle verbreiten. Noch sind diese Erreger und ihre Verbreitung unzureichend untersucht und doch sind sie bereits auf verschiedenen Wegen in die Umwelt gelangt. So wurden in etlichen Gewässern wie Alster und Elbe bereits multiresistente Keime gefunden.

Auf bundesebene setzen wir uns schon länger für einen verantwortungsvolleren Umgang mit unserer Umwelt und unseren Mitmenschen ein. So forderten wir 2017 im Wahlprogramm zur Bundestagswahl die „Reduzierung des Schadstoffeintrags durch Düngemittel“ und eine strengere Düngeverordnung. Eine ausführliche, wenn auch etwas ältere Positionierung unsererseits finden sie auf:
Wasserschutz ist Überlebenswichtig

Auf kommunaler Ebene können wir leider nur wenig gegen die Belastung tun. Dennoch werden wir im Rahmen unserer Möglichkeiten immer versuchen Tier und Umwelt zu schützen.